Unsere Vorsitzenden stellen sich vor

Ende Oktober ist Kathrin Krystof neben Andreas Mayer in den Vorsitz der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag Kleve gewählt worden. Was sich die beiden für den Kreis Kleve vorgenommen haben, haben sie mit Judith Erichlandwehr besprochen.

Hallo Kathrin und Andreas, schön, dass ihr euch Zeit genommen habt. Erzählt doch kurz was zu euch. Wie seid ihr zur Politik gekommen und was macht ihr sonst so im „normalen“ Leben? Was sind eure politischen Schwerpunkte und warum?

Andreas: Klima- und Artenschutz sind meine politischen Schwerpunkte – wobei die Landwirtschaft aufgrund der großen Oberflächen für mich zentral steht. Warum genau ich mich engagiere ist etwas schwieriger zu beschreiben, weil die Quellen zum Engagement bei mir schon so alt sind. Ich bin in einer politisch diskussionsfreudigen und engagierten Familie aufgewachsen. Die Natur in der alten Heimat (Anm. d. Red: “Oberbayern”) mit der Vielfalt an Leben war immer schon eine Faszination für mich.

Kathrin: Aufgewachsen im Ruhrgebiet, in der Nähe der A40, erlebte ich als Kind bereits Smogalarm, Fahrverbote und das “Zupflastern” des Ruhrgebiets. Auf der anderen Seite lebten mir meine Eltern Respekt vor Lebewesen vor. Das prägte mich so sehr, dass ich bis zum heutigen Tage eine große Ehrfurcht vor jeder Art und ihrer Bedeutung im Ökosystem habe. Dieses Berührtsein und das Wissen über Zusammenhänge ist die Voraussetzung für mein politisches Handeln gewesen und ist es noch bis heute. So gesehen ist es nicht verwunderlich, dass meine politischen Schwerpunkte im Arten-, aber auch im  Klimaschutz sind. Im “normalen” Leben arbeite ich an einer Gesamtschule als Lehrkraft für Naturwissenschaften und Chemie, arbeite sehr gerne dort im Team sowie in Projekten, die sich mit Bildung für nachhaltige Entwicklung beschäftigen und kümmere mich vor Ort um den Schulgarten.

Was macht euch in der Kommunalpolitik besonders Spaß, was stört euch am Politiker*innen-Dasein?

Andreas: Schön ist es, wenn man erreicht hat, dem Guten, welches man anstrebt, etwas näher gekommen zu sein. Spaß macht der Kontakt mit vielen unterschiedlichen Menschen und deren Geschichten und Erfahrungen zu hören. Störend ist, dass es immer noch Aufgaben gibt, die liegen bleiben und auch wichtig wären. “Das Heute” ist immer wichtig, wodurch “das Morgen”, d.h. die langfristige Perspektive, zu kurz kommt. Schwierig sind wir selber, weil so viel Herzblut an allem hängt und wir uns manchmal nicht so gut zurücknehmen können.

Kathrin: Das kann ich bestätigen, Andreas. Doch immerhin, einiges haben wir nun trotzdem erreicht; denn nach vielen, vielen Jahren, wo “grüne Themen” in der Kommunalpolitik belächelt wurden, sehen wir nun, dass beispielsweise Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsthemen mehrheitsfähig sind. Das ist wichtig und gut. Leider ist es aber noch nicht bei allen Akteuren durchgedrungen, dass die Zeit drängt. Als positiv denkender Mensch, finde ich persönlich, dass wir beharrlich, gestützt durch wissenschaftliche Erkenntnisse, am Ball bleiben und Überzeugungsarbeit leisten müssen. Doch manchmal ist Kommunalpolitik durchaus schwierig und unangenehm, nämlich dann, wenn wir nicht gut miteinander kommunizieren. Wenn es in Diskussionen nicht mehr um die Sache, sondern um Befindlichkeiten geht. 

Seht ihr manche Dinge im Kreis Kleve mit anderen Augen, seitdem ihr im Kreistag seid?

Kathrin: Auf alle Fälle sehe ich als Neuling in der Kreistagsfraktion nun auch einiges anders. So gibt es nur eine überschaubare Anzahl von Dingen, die in der Verantwortung des Kreises liegen. Aber gerade hier gilt es genau hinzuschauen, wo es Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Diese lassen sich nicht nur bei den originär grünen Themen wie dem Umwelt-, Natur- und Klimaschutz finden; denn Klimaschutz kann nur gelingen, wenn wir die anderen gesellschaftspolitischen Bereiche ebenso beackern. Hier sehe ich eine große Verantwortung.

Andreas: Ja, für mich wird jetzt die Komplexität des Flächenkreises deutlicher. Auch sehe ich besser, welche unzureichenden und undeutlichen Instrumente wir haben, um hier gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen.

Was fehlt dem Kreis Kleve oder wovon hat er zu viel? 

Andreas: Es gibt zu wenig Mut und Willen, um Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit umzusetzen. Der Kreis Kleve hat zu viel ‘Preussen’ und zu viel katholischen Gehorsam in sich. Außerdem merke ich zu oft eine  ‘Nicht-Zuständigkeits-Mentalität’, zu viel Wegducken und nicht Aufmucken gegen Autoritäten, aber sich beschweren und ‘Nölen’…

Kathrin: Ja, es braucht Mut, um neue Wege zu beschreiten und die alten Pfade zu verlassen. Aber eine Voraussetzung, die dafür gegeben sein muss, sollten wir nicht vergessen. Die Grundbedürfnisse der Einwohner*innen im Kreis Kleve müssen auf breiter Ebene erfüllt werden. Nur dann kann m.E. eine Bereitschaft erwachsen, dass Menschen sich für Klimaschutz und Nachhaltigkeit einsetzen. Tja und was fehlt dem Kreis Kleve noch: natürlich mehr sichere Radwege und Radvorrangrouten, ein zuverlässiger SPNV, damit man mit den neuen Schnellbussen nun nicht nur in West-Ost-Richtung durch den Kreis fahren kann, sondern auch verlässlich die Nord-Süd-Achsen genutzt und damit verknüpft werden können. Auch brauchen wir flächendeckend im Kreis Mobilitätsstationen an zentralen ÖPNV-Haltepunkten mit Fahrradabstell- und Ladeplätzen, einem Fahrradverleih und Carsharing-Angeboten sowie e-Ladesäulen. Wenn wir hier verlässliche Infrastrukturen einrichten, dann sollten auch die KFZ-Zulassungen im Kreis zurückgehen.                                                     

Was habt ihr denn als Fraktionsvorsitzende für den Kreis Kleve vor? Gibt es Grüne Themen, die ihr besonders vorantreiben wollt? 

Kathrin: Wir möchten den Ökolandbau stärken und damit auch den Arten- und Gewässerschutz, denn Arten- und Klimaschutz sind eng miteinander verzahnt. Bei der Mobilitätswende brauchen wir gerade für uns im ländlichen Bereich noch Knotenpunkte mit guten Anbindungen und Vernetzungen, um möglichst viele Menschen im Kreis mitzunehmen.

Andreas: Wir sind die Energiewendeförderer im Kreis, wir sind die Artenschützer, wir federn soziale Ungerechtigkeit ab.

Gibt es etwas, was euch in den nächsten zwei Jahren bei den Grünen wichtig ist?

Andreas: Vor allem fallen mir da ein: Erstens zu schauen, dass die Windenergie Raum kriegt und zweitens den Dialog mit den Bauern zu finden und gemeinsam die Probleme anzugehen – also auch die Probleme der Bauern und den Umbau zum nachhaltigeren Wirtschaften auf die Tagesordnung zu kriegen. 

Kathrin: Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass wir genau hinschauen werden, dass die im Haushalt im Klimaschutztopf eingestellten Gelder auch für entsprechende Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden.

Was steht noch kurzfristig an?

Andreas: Wir machen einen internen Arbeitskreis Wirtschaft, wir verdeutlichen intern unsere Prozesse, wir bringen die Zuständigkeitsordnung auf den Weg und wir feiern natürlich Weihnachten und Silvester. 

Kathrin: (lacht)…abgesehen davon, hatten wir einen Aufruf gestartet, um noch mehr sachkundige Bürger*innen in unserer Fraktion aufzunehmen, damit wir in ALLEN Themenbereichen bestmöglich aufgestellt sind. 

Vielen Dank, Kathrin und Andreas!