Grüne diskutieren über Windkraft im Wald 2. Mai 20152. Dezember 2021 „Ihr seid doch grün“, sagt eine Niederländerin inmitten der Diskussion zum geplanten Bau von zwölf Windkraftanlagen im grenznahen Reichswald der Gemeinde Kranenburg. „Ich verstehe nicht, warum ihr dann Wald zur Energieerzeugung vernichten wollt“, erklärt die von der Debatte sichtlich erhitzte Frau. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Von Maria van de Sand Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Oliver Krischer, war zur Diskussion im Kolpinghaus aus der Eifel angereist. Er stellte klar: „In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Als Hobbyornithologe sehe ich, dass Windkraft eine Gefahr für Vögel und einen Landschaftseingriff darstellt. In der Frage um die Energiewende muss man allerdings Abwägungsentscheidungen treffen.“ Den konfliktfreien Standort gäbe es nicht, so der Grünen-Politiker. Ute Sickelmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag, hält ihm entgegen, dass die Flächen gestellt werden müssten und es keine Abwägungsentscheidung sei. Beim „Wald erleben“ möchte sie nicht auf Industrieflächen treffen. Zahlreiche deutsche und niederländische Bürger sehen die geplanten Windkraftanlagen ebenfalls kritisch. Sie verweisen darauf, dass der Tourismusfaktor in diesem Zusammenhang eine große Rolle spiele. Der seit 1905 in den Niederlanden tätige Naturschutzverein Natuurmonumenten investiere aktuell 20 Millionen Euro in regionale Naturschutzprojekte, so eine Diskussionsteilnehmerin. Windkraftanlagen im Wald passten einfach nicht dazu, schon gar nicht in der geplanten Dimension von 200 Metern Höhe. Bürger aus den angrenzenden Gemeinden Gennep und Groesbeek fühlten sich nicht in den Planungsprozess eingebunden. Kranenburgs Bürgermeister, Günter Steins, war ebenfalls in das Kolpinghaus gekommen, um die Grünen nicht alleine diskutieren zu lassen. Er betonte, dass er im regen Kontakt mit seinem Kollegen in der Gemeinde Gennep, Peter de Koning, stehe, zudem seien Informationen zum geplanten Windkraftanlagenbau stets zeitnah ins Internet gestellt worden und haben öffentliche Informationsveranstaltungen stattgefunden. Steins ging auf die Faktenlage ein. Der Beschluss zum Bau der Anlage war mit nur einer Gegenstimme im Rat gefasst worden. Das Eingangsreferat des Grünen-Politikers Krischer sei überzeugend gewesen, so Steins. „In Kranenburg macht die Waldfläche 28 Prozent aus“, sagte er. Zudem würden zehn Hektar Fläche ohnehin aufgeforstet. Aus Sicht des Bürgermeisters zerstören Windkraftanlagen das Landschaftsbild nicht, eine Beeinträchtigung sei aber gegeben.Nicht wenige Anwohner sehen das anders. Ein weiteres Argument gegen den Bau war die Belastung durch Infraschall. Oliver Krischer entkräftete dieses. Schon eine Waschmaschine strahle Infraschall aus. Die Belastung durch die Windkraftanlagen sei im Vergleich dazu sehr gering. Bruno Jöbkes vom Kreisverband Kleve und Landesvorstand der Grünen machte zum Abschluss des Abends deutlich, dass es bei den Grünen nach wie vor keine einstimmige Meinung zum Thema „Wind im Wald“ gibt. Und die dürfte es wohl so schnell auch noch nicht geben.
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