Wahlkampf: Grüne demonstrieren Selbstbewusstsein 14. April 2010 Sylvia Löhrmann, Spitzenkandidaten der Grünen für die Landtagswahl, auf Tour in Kreis Kleve. Goch. Weder Bässe vom Tanzkurs nebenan, noch Heuschnupfen könne sie beirren: Sylvia Löhrmann bringt im Gocher Kolpinghaus die Grünen in Wahlkampfstimmung: "Wir sind die Größten unter den Kleinen." Grün ist die Bescheidenheit, möchte man meinen. Der Kreisverband Kleve der Bündnis 90/Grüne hat ins Kolpinghaus in Goch geladen, um seine Kandidaten vorzustellen. Doch kein Schild, kein Wahlplakat, kein Luftballönchen weist draußen darauf hin, was drinnen das neue Selbstbewusstsein der Grünen genannt werden könnte. Und in Nordrhein-Westfalen trägt es den Namen Sylvia Löhrmann, Spitzenkandidatin der Grünen bei der Landtagswahl am 9. Mai. Schon nach etwa fünf Minuten Redezeit ist Schluss mit der falschen Genügsamkeit. Drinnen schüttet „die Sylvia“ – die Grünen wollen sich auch nach all’ den Jahren das Duzen nicht verbieten lassen – eimerweise Erbauungssätze für die Parteimitglieder im Straßenwahlkampf in den Fußgängerzonen der Region aus: „Unter den Kleinsten sind wir die Größten“. Hannelore und Sylvia, das wär’ doch was Löhrmann, die Frau mit der praktischen, aber auf Wild gebürsteten Kurzhaarfrisur, zitiert genüsslich die aktuellen Umfragen. FDP, sechs Prozent. Künstliche Pause. Die Linke, fünf Prozent. Künstliche Pause. Grüne, künstliche Pause, elf Prozent! Die gebürtige Essenerin hat die Begabung, Ausrufezeichen auszusprechen, ohne dabei laut werden. Und sie ist sogar dann noch gut zu hören, wenn vom Tanzkurs nebenan plötzlich wummernde Bässe in den Raum dröhnen. Nein, Sylvia Löhrmann lässt sich nicht beirren: „Wir denken als einzige Partei alle Krisen zusammen.“ Klar sagt sie auch, dass ihre Partei „die richtigen Antworten auf die Probleme unserer Zeit“ hat. Und wo sie im Parteiprogramm stehen, diese Antworten, dass weiß sie ganz genau. Als sie einmal daraus zitieren möchte, findet sie auf Anhieb die richtige Stelle. Ansonsten wiederholt sie wie ein tibetischer Mönch ihr Mantra vom: Klima, Kinder, Konjunktur. Die richtige Ansprache an die Grünen im Kolpinghaus hat sie auf jeden Fall gefunden – kämpferisch, aber pragmatisch. In den freundlichen und später begeisterten Applaus mischt sich auch Dankbarkeit für die Löhrmannschen Argumentationshilfen: „Sagt den Leuten, wir kämpfen für Grüne Inhalte. Wir wollen die Macht nicht um jeden Preis.“ Unbezahlbar sei etwa ein „Ja“ zu einer so genannten Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grüne. Vielmehr schwant der Spitzenkandidatin ein Frauen-Power-Duo aus der Sozialdemokratin Hannelore Kraft und ihr selbst. „Das wär’ doch was“, sagt sie und plötzlich blitzen Tränen in ihren Augen auf. Aber nur wegen ihrem Heuschnupfen. NRZ Kreis Kleve, 15.04.2010, Text: Nikolaos Georgakis, Foto: Kurt Michaelis
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