Die Volksbank und die Stadtmauer

Die Volksbank Kleverland wll entlang des Kermisdahls bauen. Stört der Bau den Verlauf der Stadtmauer? Die grüne Ratsfrau Wiltrud Schnütgen nimmt Stellung.


Die einzelne Häuserzeile entlang des Kanals wird abgerissen. An ihrer Stelle wird die neue Volksbank errichtet. Das letzte unbebaute Grundstück mit dem Buschwerk (neben den Häusern Richtung Kreisverkehr) soll nach jetziger Planung wohl nicht überbaut werden. Hier liegt auch die alte Klostermauer.
                                                        RP-Foto: Gottfried Evers/Pilot: Norbert Fleuren

Stadtmauer an der Spoy?

(RP Kleve) Die Volksbank Kleverland wird entlang des Kermisdahls bauen. Stört der Bank-Bau den Verlauf der Stadtmauer, wird die alte Krankenhaus-Klostermauer gewahrt? Stadtführerin Wiltrud Schnütgen erklärt die Historie.

Verwirrung um ein Stück Mauer: Als Jörg Cosar mit der Senioren Union durch Kleve tourte und die Planung zur Unterstadt erklärte, stieß die Truppe auf ein Stückchen Mauer. Eine Mauer, die zum Kloster gehörte und erhalten bleiben soll, weil die Bebauung der neuen Volksbank nicht bis zu diesem Grundstück reichen werde, erläuterte der CDU-Stadtverbandschef den Stand der Dinge. Man müsse sie lediglich ein bisschen sichern, mahnte Cosar. Dann war auf einmal von einem Stück Stadtmauer die Rede, die durch den Bau der Volksbank und der Unterstadt unwiederbringlich zerstört werde …

Interessengeleitet?

In einem offenen Brief sprach Ex-SPD-Ratsherr Peter Brückner sogar von einem neuen Klever Landrecht, das Interessen gesteuert sei. Jetzt schaltete sich Grünen-Ratsfrau und Stadtführerin Wiltrud Schnütgen in die Diskussion ein. Die Stadtmauer ist nämlich ein Steckenpferd des Mitglieds des Klevischen Vereins und Redakteurin des Heimatkalenders auf das Klever Land. Sie hat auch eine spezielle Führung zur mittelalterlichen Stadtmauer ausgearbeitet, kennt sich im Mittelalter aus, hat zu diesem Thema veröffentlicht.

Unterirdisch

"Es ist schon witzig, wo überall Stadtmauern vermutet werden", sagt sie. Es habe auch schon Grabungen auf dem Minoritenplatz gegeben, die zeigen, dass Teile der Mauer unterirdisch noch vorhanden sind. "Sollte es tatsächlich irgendwann mal zu einer Tiefgarage auf dem Minoritenplatz kommen, fände ich es schön, dass man diese Mauerreste dann irgendwie erkennen kann, so wie in Köln", sagt sie.
1845 wurde das mittelalterliche Minoriten-Kloster zum Krankenhaus. Ab da sind die Mauern als Umfassung des Krankenhausgartens entstanden – und zwar auf den Fundamenten der Stadtmauer, zumindest das Stück quer zum Kermisdal, gibt Schnütgen den Forschungsstand wieder, der schon 1997 im Heft "Rund um den Schwanenturm" veröffentlicht wurde. Hier schrieb sie 2006 selbst über den Mauerverlauf.

Nicht einreißen!

 "Die Mauer trifft an der Stelle, wo heute die Krankenhausmauer steht, auf den Kermisdahl. Das geplante Volksbankgebäude wird tatsächlich bis haarscharf rangebaut, aber die Wallgrabenzone bleibt frei", schreibt Schnütgen. Und mahnt dringlich, das alte Stück Krankenhausmauer nicht, schon gar nicht aus "Versehen", einzureißen.
In einem Schreiben an die RP legt sie zwei Karten zugrunde, die aufzeigen, wo die Mauern verliefen und wo tatsächliche Fundstellen sind. Das untermauert ihre These, wonach die Stadtmauer tatsächlich knapp an dem künftigen Baugrundstück vorbeigehen sollte.

Info

Rund um den Turm

In seinem Heft "Rund um den Schwanenturm" beschäftigt sich der Klevische Verein seit Jahren mit historischen Themen oder veröffentlich neue Erkenntnisse um die Historie der Stadt Kleve. Mehrmals befasste sich die Publikation mit der Stadtmauer. Das neueste Heft ist in Arbeit und soll in den nächsten Tagen in Druck gehen.

VON MATTHIAS GRASS – RP Kleve – 01.04.2011

Karte 1: Margarete Siepen, LVR, Rund um den Rchwanenturm, Heft 21, 1997
Die ehemalige Stadtmauer war das Fundament für den Krankenhausgarten (ab 1845)

Karte 2: Verlauf der Stadtmauer nach Gorissen, Städteatlas der Stadt Kleve, Kleve 1952
Die gelbe Linie zeigt die Umwallung ab 1242, die rosa Linie den Bau der Mauer im Jahr 1341.
(farbige Markierungen von Wiltrud Schnütgen)

Persönliche Anmerkung von Wiltrud Schnütgen am 01.04.2011:

Was auf dieser Karte nicht dargestellt ist: dass zu Beginn des 15. Jhs auch eine weitere Mauer parallel zum Kermisdahl gebaut wurde, die sog. Rheinmauer, die aber ebenfalls die Funktion einer Stadtmauer hatte. Sie verlief von der Stelle, wo die Stadtmauer oben ans Wasser kommt, parallel zum Wasser bis zur Alten Brücke und von dort bis zum Wassertor.
Diese Rheinmauer dürfte unterirdisch zumindest in Teilen noch vorhanden sein. In der Höhe des Stadtmarketings wurden in den letzten Tagen Mauerreste gefunden, vermutlich von dieser Mauer. Auf ihr wurde im 19. Jh die Krankenhausmauer erbaut. Sie ist natürlich schützenswert, ist immerhin 600 Jahre alt. Aber wenn das große Voba-Gebäude kommt, wird alles verschwinden, so wie wir das von anderen Bauprojekten auch kennen.

Karte 1 im jpg-Format

Karte 2 im jpg-Format