Kritik an „stiller“ Beteiligung des Kreises Kleve am Flughafen Weeze

Die Grünen im Kreistag und die Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm kritisieren die aktuelle Entwicklung am Flughafen Weeze-Laarbruch. Sie fürchten um das Geld des Steuerzahlers.

Zum 31. Dezember 2016 laufen die Kreditverträge des Flughafens mit dem Kreis Kleve aus. Bekanntlich fordern auch die Grünen im Kreistag, dass der Flughafen endlich die vom Kreis geliehenen 34 Millionen Euro Schulden zurückzahlt. Schließlich handelt es sich um Geld des Steuerzahlers.
Aufgrund der massiven Kritik der letzten Jahre will der Kreis Kleve keine weiteren Gelder mehr geben. Stattdessen sollen die Schulden des Flughafenbetreibers in Gewinnanteile am Flughafen umgewandelt werden.
Da erhebt sich die Frage: Sieht der Steuerzahler seine Gelder jemals wieder?
In letzter Konsequenz finanziert jeder steuerzahlende Bürger das "Billigticket der" “Billigflieger” mit.
Wir dokumentieren im folgenden zwei aktuelle Stellungnahme der Flughafenkritiker.

Abhängig von RyanAir – wenn die Firma abwandert, sieht´s düster aus am Flughafen – Foto: Thomas Velten

Lau­ter Pro­test ge­gen stil­le Be­tei­li­gung

Für die Ak­ti­ons­ge­mein­schaft ge­gen Flug­lärm und Luft­ver­schmut­zung kri­ti­siert Jo­han­nes Klein­schnitt­ger die neue Fi­nan­zie­rungs­ver­ein­ba­rung zum Flug­ha­fen. „War­um die gro­ße Mas­se der Kreis­tags­mit­glie­der jetzt fau­le, aber zu­min­dest im Grund­buch ab­ge­si­cher­te 26,835 Mil­lio­nen Eu­ro Kre­di­te ge­gen­über dem Flug­ha­fen Weeze in ei­ne Ge­winn­be­tei­li­gung am Flug­ha­fen tauscht, ist mit kla­rem Ver­stand nicht nach­voll­zieh­bar.“ Wenn seit 15 Jah­ren kei­ne Zins­zah­lun­gen er­folgt sei­en, wo­her soll­ten in Zu­kunft die Ge­winn­zah­lun­gen kom­men? An­ge­nom­men, der Land­rat ha­be tat­säch­lich Recht, und der Tausch Kre­di­te ge­gen Ge­winn­be­tei­li­gung ge­he in Zu­kunft auf, dann stel­le sich doch ei­ne zen­tra­le Fra­ge: Wie vie­le Ge­winn­an­tei­le am Flug­ha­fen er­hält die stil­le Ge­sell­schaft für die 26,835 Mil­lio­nen Kre­di­te jetzt? Klein­schnitt­ger führt aus: „In den Jah­ren 2011 bis 2015 tausch­te der Kreis Kle­ve sei­ne Zins­for­de­run­gen von 1,393 Mil­lio­nen Eu­ro Jahr für Jahr ge­gen An­tei­le am Flug­ha­fen. Da­für er­hielt der Kreis 2015 1,73 Pro­zent An­tei­le am Flug­ha­fen. Un­ter An­wen­dung des Drei­sat­zes muss der Flug­ha­fen 2015 al­so ei­nen Wert von 80,52 Mio. Eu­ro ge­habt ha­ben. Das ver­trag­lich ver­ein­bar­te Gut­ach­ten ist – wie könn­te es an­ders sein – nicht öf­fent­lich.“
Wenn der Kreis jetzt auf 26,835 Mil­lio­nen Eu­ro Kre­di­te ver­zich­te, müss­te er 33,33 Pro­zent Ge­winn­an­tei­le er­wer­ben. Es sei­en aber nur 25 Pro­zent der Ge­winn­an­tei­le am Flug­ha­fen. Hat das von mehr als 60 Mit­glie­dern im Kreis­tag denn nie­mand ein­mal nach­ge­rech­net – bis auf die Grü­nen?“, fragt Klein­schnitt­ger und er­gänzt: „Wir kön­nen es nicht ver­ste­hen, dass so ex­trem zum Vor­teil für den In­ves­tor ge­rech­net wird. Für den In­ves­tor, Herrn Bu­ur­man, wird das ver­mut­lich ein vor­ge­zo­ge­nes Weih­nach­ten.“
Quelle: RP Kreis Kleve, 13.012.2016

Kritik an „stil­ler“ Be­tei­li­gung am Flughafen

Die Ak­ti­ons­ge­mein­schaft ge­gen Flug­lärm und Luft­ver­schmut­zung kri­ti­siert die Über­le­gun­gen ei­ner stil­len Be­tei­li­gung des Krei­ses Kle­ve am Flug­ha­fen in Weeze.
„Ganz ,still’ und na­tür­lich in nicht­öf­fent­li­cher Sit­zung, will der Kreis Kle­ve sei­ne ver­trag­li­chen und durch Grund und Bo­den ab­ge­si­cher­ten und ri­si­ko­lo­sen Dar­le­hens­an­sprü­che nebst Zin­sen in ei­ne stil­le Be­tei­li­gung mit Ri­si­ken und oh­ne Ab­si­che­rung tau­schen. Was soll der wirt­schaft­li­che Un­sinn? Nie­mand wür­de pri­vat mit sei­nen Gel­dern der­ar­tig um­ge­hen“, schreibt Jo­hann Klein­schnitt­ger in ei­ner Stel­lung­nah­me.
Bis­her ha­be der Kreis Kle­ve auch er­heb­li­chen Ein­fluss auf die Ge­schäfts­po­li­tik am Flug­ha­fen Weeze. „Auch die­se sol­len groß­teils, frei­wil­lig und still auf dem Kreis­tag am nächs­ten Don­ners­tag, 8. De­zem­ber, per Kreis­tags­be­schluss ver­schwin­den. Das ist die klas­si­sche Form der Selbst­ent­mach­tung. War­um? Er parkt die mehr als 33 Mil­lio­nen Eu­ro als Be­tei­li­gung im Haus­halt. Be­tei­li­gun­gen muss der Kreis nicht ab­schrei­ben, höchs­tens nach der nächs­ten Wahl“, meint Jo­hann Klein­schnitt­ger.
Der we­sent­li­che Druck kom­me aus Brüs­sel. „Wir hat­ten uns be­reits 2009 bei der EU-Kom­mis­si­on über die­ses Trei­ben be­schwert und teil­wei­se Recht be­kom­men. Ei­ner Ver­län­ge­rung hat­te die EU am 23. Ju­li 2014 be­reits ei­nen Rie­gel vor­ge­scho­ben. Es be­steht da­her ho­her Hand­lungs­druck bis zum 31. De­zem­ber 2016, denn dann lau­fen die Kre­dit­ver­trä­ge aus.“
Der Kreis wer­de statt der Zin­sen in Zu­kunft Ge­winn­an­tei­le vom Flug­ha­fen er­hal­ten, so die ak­tu­el­le Pla­nung.
Nur ha­be die Flug­ha­fen Nie­der­rhein GmbH seit der Pri­va­ti­sie­rung noch nie Ge­win­ne er­zielt, so Klein­schnitt­ger.
„Da­her konn­te der Flug­ha­fen auch nie Zin­sen zah­len. Nur durch Buch­hal­ter­tricks und Grund­stücks­ge­schäf­te wur­den ab dem Jahr 2007 künst­lich Ge­win­ne er­zielt. Die not­wen­di­gen Ein­tra­gun­gen im Grund­buch sucht man ver­ge­bens. Als das nicht reich­te, ver­zich­te­te der Kreis auch noch auf die Zins­an­sprü­che und er­warb ab 2010 Jahr für Jahr klei­ne An­tei­le am Flug­ha­fen, ei­nem Un­ter­neh­men mit Null-Ge­winn-Ga­ran­tie“, schließt die der Re­dak­ti­on vor­lie­gen­de Stel­lung­nah­me der Ak­ti­ons­ge­mein­schaft ge­gen Flug­lärm und Luft­ver­schmut­zung.
Quelle: RP Kreis Kleve, 05.12.2016
___________________________________________________________________________________________________

Materialien

RP-Bericht über Flughafengegener – "Stille Beteiligung – Lauter Protest"  13.12.2016
Airportgegener: Kreis entmachtet sich selbst – Kurier am Sonntag 04.12.2016 Opens external link in new windowZur Vorgeschichte: Artikel in Kleveblog "Protokoll des Grauens"