Sally Perel in Kleve 2. Februar 2012 Sally Perel, der Autor des Tatsachenroman „Ich war Hitlerjunge Salomon“, war in Kleve. Auf Einladung von Bündnis 90/Die Grünen erzählte der 86-jährige, wie er als deutscher Jude die Hitler-Zeit überlebte. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit dem Verein „Nachbarn ohne Grenzen“ durchgeführt und fand am Samstag, den 11.02.2012 um 18.00 Uhr in der Heimvolkshochschule Wasserburg Rindern statt. Sally Perel, eigentlich Salomon Perel, wurde 1925 in Peine geboren. Seine Mutter wurde vergast. Sein Vater kam durch Hungertod ums Leben. Um selbst dem Tod zu entgehen, gab er sich als Volksdeutscher aus und wurde zum „Hitlerjungen Salomon“. Es ist ihm gelungen, den Rassenwahn der Nationalsozialisten zu überleben. Sally Perel wohnt seit Jahrzehnten in Israel. Zur Zeit reist er durch Deutschland, um seine bewegende persönliche Lebensgeschichte vorzutragen und mit dazu beizutragen, rassistischen, intoleranten und fremdenfeindlichen Auffassungen entgegen zu treten. Perels Perels Buch wurde unter dem Titel „Hitlerjunge Salomon“ erfolgreich verfilmt und erhielt zahlreiche Preise, u.a. den „Golden Globe“ und eine Oskar-Nominierung. Fotos von der Veranstaltung finden Sie hier: Christiane Bienemann berichtet auf der Internetseite „Lokalkompass“ Die Ankündigung von Thomas Velten hatte uns neugierig gemacht. Der Buchautor und Zeitzeuge des dritten Reichs, Sally Perel, ist heute nach Kleve gekommen, um aus seinem bewegten Leben zu erzählen. Spontan machten wir uns also kurz vor 18 Uhr auf zur Wasserburg Rindern. Herr Perel traf schon kurz nach uns ein und es war überhaupt kein Problem, mein Exemplar des Romans „Hitlerjunge Salomon“ von ihm signieren zu lassen und ein Foto zu machen. Die Veranstaltung war gut besucht, es mussten sogar noch Stühle nachgeordert werden. Was mich an seinem Vortrag interessiert hat? Zum einen der Rückblick auf Deutschlands Vergangenheit. Die Leute, die diese schreckliche Zeit miterlebt haben, werden immer weniger und bald kann uns Nachgeborenen keiner mehr aus erster Hand davon berichten. Und davor warnen, all das zu verharmlosen. Andererseits habe ich mich schon vor Jahren beim Lesen des Buchs und auch immer mal wieder, wenn mir ein Bekannter von seiner Zeit vor Stalingrad erzählt hat, gefragt, wie ein Mensch diese unvorstellbaren Geschehnisse verarbeiten kann. Herr Perel machte auf mich von Anfang an einen ausgeglichenen, fast heiteren Eindruck. Er brachte uns zum Schmunzeln, als er sich aufgrund seiner Körpergröße kurzerhand auf den Tisch setzte, um sein gesamtes Publikum sehen zu können. Dann begann der 87-jährige, in freier Rede von seiner Zeit als Hitlerjunge Salomon zu erzählen. Über seine Kindheit in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker. Dass seine Familie nach Polen auswanderte, wo der Krieg ihn wieder einholte. Dort kam es zu der Schlüsselszene, die seinen Überlebenswillen geprägt hat. �Du sollst leben!� sagte die Mutter zu ihm, als seine Eltern die Söhne aus dem Ghetto von Lodz wegschickten. Und dieser eiserne Lebenswille hat ihn über Bombenhagel, die Zeit bei einem deutschen Regiment an der russischen Front und schließlich die vier Jahre in der HJ-Schule in Braunschweig überstehen lassen. Als Volksdeutschen, in dessen Identität er schlüpfte. Er berichtet aber genauso offen über die tiefen Wunden, die ihm dieses Doppelleben schlägt, ständig auf der Furcht vor Entdeckung, Enttarnung. Dass Gemeinschaftsduschen ebenso zum Problem wird wie der Rassenkunde-Unterricht. Dass Hitler „das Teufelchen“ in der deutschen Jugend zu wecken vermochte und sie zum Hass antrieb. Dass nur die Starken überleben sollten. Aber auch von echter Freundschaft eines Soldaten, der seine Beschneidung entdeckte und ihn nicht verriet. Und dass Sally mit der Zeit immer mehr zu einem Hitlerjungen wurde. Dass er später einige seiner damaligen Weggefährten mit der Wahrheit über sich konfrontierte, was zu ganz unterschiedlichen Reaktionen führte. Auch die anschließenden Fragen der Zuhörer waren zum größten Teil interessant. Warum die Alliierten nicht die Schienen zum Lager Auschwitz zerstörten, fragte jemand. Oder warum die Kirche nicht eindeutig Stellung bezogen hatte, so ein anderer. Ob er seinen Frieden mit Gott gemacht hat, der Auschwitz zugelassen hat. Sehr gut nachvollziehbar für mich, dass das Schreiben des Romans seine eigentliche Therapie gewesen sei, diese furchtbaren Jahre zu verarbeiten. Christiane Bienemann, Lokalkompass, 12.02.2012 Den Bericht in der NRZ finden sie hier:
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