Bedenken gegen Tiermast in Keeken 24. Januar 2012 In Kleve-Keeken darf Landwirt Simon Schlüter seine Putenmast auf 55.410 Tiere erweitern. Naturschützer sind entsetzt. Die Putenmast in Kleve-Keeken darf erweitert werden – von 35.777 auf 55.410 Tiere. Foto: Roy Glisson, NRZ Grüne wollen Grenzen für Massentierhaltung Wie geht es weiter mit der modernen Landwirtschaft? NRW-Agrarminister Johannes Remmel möchte der Massentierhaltung künftig einen Riegel vorschieben. Sein jüngster Vorschlag auf der grünen Woche: Großmastanagen – etwa für Geflügel oder Schweine – sollen ab einer Größe von 40.000 Tieren nicht mehr ohne weiteres genehmigt werden können. Remmel sorgt sich um den artgerechten Umgang mit den Masttieren und den übermäßigen Einsatz von Antibiotika. Probroblematische Erweiterung Große Betriebe sind auch im Kreis Kleve in den vergangenen Jahren viele entstanden: Schweine, Kühe, Hühner und Puten werden in immer größeren Stallungen gehalten, damit die Landwirte effizienter arbeiten und Kosten senken können. Die jüngste Entwicklung vollzieht sich in Kle-ve-Keeken. Die Kreisverwal-ung hat vor gut zwei Wochen die Genehmigung für die Erweiterung eines Putenmastbetriebes auf 55.410 Tierplätze erteilt. Nach der Definition des grünen Agrarministers wäre dies eher eine Industrieanlage als ein landwirtschaftlicher Betrieb. Die hiesigen Naturschutzverbände unterstreichen dies. Josef Peters kann „die Diskussion bald nicht mehr hören". Der Kreislandwirt betont, dass die Anlage in Kee-ken ein „ganz normaler bäuerlicher Betrieb" sei und nichts mit einer Industrieanlage zu tun habe. „Hier wurde nach Recht und Gesetz gehandelt. Es wurde alles eingehalten, das Ganze hat zwei Mal während der Offenlage in der Zeitung gestanden", betont Peters. Man solle die Landwirte nicht kriminalisieren. NABU: Das kann nicht gut sein! Volkhard Wille vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sieht das anders. Er hält die Betriebserweiterung in Keeken für äußerst problematisch: „Wir halten eine weitere Industrialisierung im Vogelschutzgebiet für falsch." Ein Putenmastbetrieb für über 55.000 Tiere könne nicht gut sein: „Das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand." Der Nabu hat Bedenken bezüglich des Artenschutzes und der Tierhaltung, bemängelt die Unvollständigkeit der Planungsunterlagen und die Ammoniak-Freisetzung, die eine Beeinträchtigung des Arten-reichtumes in der Düffel bedeute. „Die Erweiterung dieses Betriebes ist ein Paradebeispiel für die Industrialisierung der Landwirtschaft", so Wille. Der Nährstoffkreislauf sei nicht mehr gegeben. Die Ländereien des Landwirten reichten nicht aus, um die Tiere zu ernähren, so dass Futtermittel in großen Umfang zugekauft werden müssen.Landwirt Simon Schlüter kennt die Argumente der Naturschutzverbände. Der Landwirt sagt, dass er die Mast seiner Puten ethisch einwandfrei vertreten kann: „Wir leben einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Die Betriebe werden größer und produktiver." Dass man Futtermittel hinzukaufen müsse, sei nicht verwerflich: „Futtermittelwerke bestehen ja nicht erst seit gestern", so Schlüter. Wir produzieren keine Billigware Er sei mit Leib und Seele Landwirt und Putenmäster und stehe hinter seinem Produkt: „Ich bin ein ethisch denkender Mensch. Wir produzieren hier keine Billigware.“ Fleisch, das exportiert werde, gehe meist in europäische Nachbar-länder und werde nicht verramscht. „Wir halten alle gesetzlichen Vorschriften ein", betont Simon Schlüter Der Einsatz von Antibiotika in der Putenmast werde vom Kreisveterinäramt genauestens überwacht. Andreas Gebbing, NRZ vom 25.01.2012 Etikettenschwindel: Putenmastanlagen sind Industriebetriebe Josef Peters spricht für den Bauernverband. Aber den "Bauern" (von Bure = Dorfgenosse) gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr; die "Bauern" wurden "Landwirte". Landwirte erzeugen die Futtergrundlage für ihre Tiere zu mehr als 50 Prozent auf eigenen Flächen. Die Putenmastbetriebe halten gar keine Anbauflächen vor und sind deshalb keine "ganz normalen bäuerliche Betriebe" – sie sind Industriebetriebe, denn sie erhalten ihr Mastfutter von einem Hersteller. Eigentlich sind diese Betriebe , wenn man genau hinschaut, Lohnmästereien, die unter industriellen bedungungen in Massentierhaltung Fleisch produzieren. Den Schaden hat die Natur – und wir Der Bauernverband, die Vereinigung , für die Herr Peters spricht, hat sich festgelegt: Wachsen oder Weichen! Und so werden landwirtschaftliche Familienbetriebe dazu getrieben, Fleischfabriken von unvorstellbarer Größe zu werden. den schaden haben die Tiere, die Natur, das Grundwasser und schlussendlich wir Verbraucher. Und vor allem aber der Landwirt selbst. Drer quasi-industrielle Putenmastbetrieb der Firma schlüter liegt inselgleich im Naturschutzgebiet "Die Düffel". Eckhard Lenz, Naturschützer, Kranenburg-Niel Leserbrief in der NRZ vom 28.01.2012 Info zur Putenmast in der Düffel Brief von Eckhard Lenz an das Umweltministerium NRW vom 25.01.2012
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