Kleve bekommt keine Gesamtschule

In Kleve wird es keine Gesamtschule geben. Dies empfahl gestern der Klever Schulausschuss mit Mehrheit von CDU und FDP dem Rat. Die Grünen konnten sich nicht durchsetzen.

Vorausgegangen waren die Absagen der Gemeinden Bedburg-Hau und Kranenburg, sich an einem gemeinsamen Zweckverband zu beteiligen. Beide Kommunen sehen den Bestand ihrer Hauptschulen durch eine Gesamtschule in Kleve bedroht.

CDU ablehnend

"Wir haben ein solides, schönes Schulsystem in Kleve“, fand Jörg Cosar (CDU). Eine Gesamtschule passe nicht nach Kleve. Er beklagte, dass die neue Landesregierung die Schulpolitik auf die Städte und Gemeinden herunter breche, statt selber Entscheidungen zu treffen. Alexander Frantz (SPD) widersprach: „Als Kommunalpolitiker können wir doch froh sein, wenn wir Kompetenzen behalten.“ Er betonte, dass die Gesamtschule von Eltern stark nachgefragt werde. Daniel Artz verlas für die Offenen Klever eine Erklärung, nach der man eine Belebung der Schullandschaft durch eine Gesamtschule begrüße. Die FDP legte den Schwerpunkt auf die angespannte Haushaltslage. „Wir bedauern, dass dem Bürgerwillen deshalb nicht entsprochen werden kann“, sagte Sebastian Kersten.

Grüne sorgen für Wirbel

Für Wirbel sorgte Michael Bay (Bündnis 90/Die Grünen) mit seiner Äußerung, die Hauptschule sei eine Restschule. Hierfür musste er sich entschuldigen. Gudrun Hütten, Schulleiterin und beratendes Ausschussmitglied der Grünen, wies darauf hin, dass die Akzeptanz der Hauptschule bei Eltern gegen Null tendiere. Zwar wirkten die Hauptschulen in Rindern und Kellen sehr stabil. Doch könne das nach dem möglichen Wegfall der verbindlichen Gutachten am Ende der vierten Klasse schon wieder ganz anders sein. Hütten: „Für Gesamtschule ist es schon spät, und wir müssen aufpassen, dass der Zug für die Gemeinschaftsschule nicht auch bald abgefahren ist.“ Eine ideologiefreie Auseinandersetzung mahnte Michael Bay an: „Seit 15 Jahren verpassen wir in Kleve eine strukturpolitische Schuldiskussion.“

Hauptschule Materborn wird geschlossen

Mit der Anna-Hauptschule Materborn wird sich die erste Hauptschule zum Schuljahr 2011/12 auflösen. „Ein langsames Sterben macht keinen Sinn“, befand Kulturamtsleiterin Annette Wier. Man dürfe die Eltern nicht im Unklaren lassen. Die ursprünglich beschlossene Auflösung zum Schuljahrsende wurde einstimmig um ein Jahr verschoben, damit die jetzige Jahrgangsstufe 9 noch ihren Abschluss dort machen kann. Für das nächste Schuljahr gab es nur fünf Anmeldungen.
NRZ Kleve, 01.10.2010, Andreas Daams

Steht ab 2011 leer, soll aber nicht Standort der Gesamtschule werden: Sebus-Gymnasium am Mittelweg. Foto: Velten

Milchmädchenrechnung

In dem Artikel "Gesamtschule wird beraten" vom 30.09.2010 (Link siehe auf der seite unten) finden Sie eine Stellunganhme von Dr. Artur Leenders zur Kosten-Argumentation der Stadtverwaltung.

Leserkommentar

Gesamtschule und Hochschulstandort Kleve

Wer den Beschlussvorschlag von Theo Brauer, übrigens vom 14.07.2010 aber erst Ende September bekannt gegeben, kennt – weiß was es um die Verlängerung in Materborn auf sich hat:
In der Drucksache 235/IX – aus Juli 10 – steht was davon, dass, selbst wenn, eine GS frühestens in 2012 in der Hauptschule Materborn möglich sei – da gab es aber (bis gestern) den Antrag auf Schliessung in Materborn für 2011…AHA – nun möge jeder selbst überlegen was da, weit im Vorfeld und gezielt veranstaltet, gestern gelaufen ist!

Schon alles sehr verwunderlich:
1) “Bildungssystem ist okay, alles super…“ und die Luther-Grundschule wartet seit einem Jahr (!), dass endlich angefangen wird mit der Toilettensanierung…1 Jahr!
2) “ Gesamtschule ist zu teuer“ – aber man leistet sich so etwas wie Opschlag oder ein (zweites) defizitäres Parkhaus! Ach ja – Herr Bürgermeister wird nicht müde anzuführen, dass man 40 Mio Euro zur Zeit investiere…wofür?
3) Man kann ja mal hinter die Kulissen schauen mit welchen Zahlen seitens der Stadt operiert worden ist und was den Stellungnahmen der Nachbargemeinden zu Grunde liegt:
Hau: Da gehen die Schülerzahlen tatsächlich runter – so oder so. Wenn vielleicht 2-4 Kinder mehr an eine Gesamtschule in Kleve fallen und das das Aus für die Hauptschule St. Markus bedeuten soll – dann ist da ja wohl sowieso ein Problem – aber nicht die Gesamtschule!
Kranenburg: Hier gab es eine Umfrage unter den Eltern und eine Aussage von Direktor Rütten (Hanna-Haiber-Schule) – worauf die Verwaltung empfehlen mußte sich positiv zur Gesamtschule zu äußern.
Dieser Beschlussvorschlag wurde aber vom Ratsmitglied Hösen(Direktor Stein und Parteifreund Brauers) mit seiner CDU-Mehrheit “gedreht“! Man erklärt dem Volk schon welchen Willen es hat!
Goch: “Leistungsheterogenität“ – Ja, was ist das denn?! 150 SchülerInnen werden genommen – 180 werden abgewiesen. Und die 180 abgewiesenen sind allesamt nicht heterogen, sprich Deppen, oder was?! Eine Frechheit..! Im übrigen – Der Bedarf für eine Gesamtschule in Kleve kann allein schon aus Klever Kindern gedeckt werden – das beträfe Goch nur marginal. Am Ende gäbe es wohl, an beiden Gesamtschulen, wohl immer noch insgesamt 200 oder mehr Ablehnungen?! Wo da das Problem liegen soll – das soll mal einer verstehen…

Man kann vermuten, dass die Gesamtschule von der Klever Verwaltung und CDU nicht gewollt war und ist – das an für sich mag noch legitim sein. Wie aber, mit welchen Mitteln, hier “gearbeitet“ wurde – das schlägt dem Faß den Boden aus!

Es dürfte mehr Energie in das neue Briefpapier der Stadt Kleve (“Hochschulstandort“) seitens der Verwaltung hineingesteckt worden sein als in ernsthaften Bemühungen fairer Betrachtung des Themas Gesamtschule – ein Trauerspiel für Kinder und Eltern, Elternwille und politische Verantwortung.
Autor: Hamilkar / 01.10.10 09:23  RP online