Kreis Kleve rüstet sich für Atom-GAU 4. Januar 20189. Dezember 2021 Das Thema „Kermkraft“ lässt die Menschen nicht los. Der Kreis Kleve hat jetzt Jodtabletten eingelagert. Bei einem Atom-Unfall im belgischen Schrottreaktor Tihange sollen diese verteilt werden. Manchem Atomkraftgegner kommen da unliebsame Erinnerungen hoch .. Ende 2017 informierte Landrat Spreen den Kreistag, dass der Kreis Kleve beabsichtige, im Katastrophenfall Jodtabletten an die Bürger zu verteilen. Kurz vor (!) oder nach Eintreffen der radioaktiven Wolke sollen diese die Aufnahme jodhaltiger radioaktiver Substanzen in der Schilddrüse verringern. Presse und soziale Medien berichteten.Am 12.12 zum Beispiel die Rheinische Post im Nordkreis, kurz darauf auch im Südkreis. Kreis rüstet sich für den Atom-Gau Artikel aus der Rheinische Post vom 06.01.2018 Jodtabletten – Wirkungsvolles Mittel oder Placebo? Am 27.12.2017 hat die Kreisbehörde in einem Schreiben an alle Kreistagsabgeordneten ihre Haltung noch einmal erläutert und in den Zusammenhang landesweiter Vorgaben für den Kataostrophenschutz gestellt. Wie der Landrat mitteilt, würde im Falle einer (Atom-)Katastrophe die Bevölkerung durch Sirenen oder Durchsagen in Rundfunk und Fernsehen gewarnt. Die Verteilung der jodhaltigen Tabletten obliegt den einzelnen Gemeinden. Zum genaueren Prozedere macht der Landrat keine Angaben. Wahrscheinlich, weil mit der Thematik zu viele Unwägbarkeiten und Zweifel entstehen. Abgesehen von der Wirksamkeit der Tabletten – sie helfen, wenn überhaupt, ja nur bei Schilddrüsenkrebs – ergeben sich eine Reihe ungeklärter Fragen. Unklar bleibt z.B., ob die Bürger die Tabletten an bestimmten Sammelstellen abholen sollen oder ob sie per Bote in die einzelnen Haushalte gebracht werden. – Was ist mit Bettlägerigen und Kranken, die nicht in der Lage sind, die ihnen zugedachten Jodrationen abzuholen?– Im zweiten Falle: Was ist mit den vielen Personen, die tagsüber nicht zuhause anzutreffen sind, weil sie in der Schule, auf der Arbeit, im Supermarkt, im Cafe oder auf dem Fußballplatz sind? Aus diesen zwei Fragen lässt sich schon ablesen, welche Fallstricke in der Abwicklung der Katastrophenhilfe auftreten können. Kompliziert wird die Sachlage dadurch, dass für die Einnahme der Jodtabletten nur ein schmales Zeitfenster existiert, in dem sie ihre Wirksamkeit entfalten können. Nur bei Einnahme unmittelbar vor oder nach dem Auftreten des radioaktiven Fall-Out wird das Aufnahmevermögen der Schilddrüse ausgeschöpft und so eine "Blockade" der Aufnahme weiteren (radioaktiven) Jods erreicht. Aber: Werden wir wirklich rechtzeitig gewarnt? Angesichts der bisherigen mangelhaften Informationspolitik der Betreiber des belgischen Atomkraftwerks bleiben Zweifel. Zumal ungute Erinnerungen hochsteigen. In Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima usw. drangen Informationen über das wahre Ausmaß von Störfällen erst verspätet und tröpfchenweise nach außen. In Kalkar wurden ernste Komplikationen bei Probeläufen mit der Natriumkühlung zunächst als "Dachpappenbrand" verharmlost – und dann versuchte die Werksfeuerwehr einen Natriumbrand auch noch mit Wasser zu löschen! Einlagerung von Jodtabletten nicht neu – Fluglatt von 1985 Bereits in der Vergangenheit waren die Behörden gehalten, Katastrophenschutzpläne aufzustellen. Aufgrund der potentiellen Gefährlichkeit war dies in unserer Region insbsondere wegen der geplanten Inbetriebnahme des Schnellen Brüters in Kalkar erforderlich. Darüber sollte aber nicht gesprochen werden. Schließlich war die gebetsmühlenartikg wiederholte Doktrin von Politik und Behörden: "Kernkraftwerke sind sicher!" und "Wir haben alles im Griff!" Eine öffentliche Debatte über Katastrophenschutzpläne sollte vermieden werden. Man hätte ja öffentlich zugeben müssen, dass tödliche Risiken nicht auszuschließen waren! In den 80-er Jahren sickerte durch, dass der Kreis Kleve beabsichtige, Jod-Tabletten einzulagerm. Im Gegensatz zu heute konnte man darüber aber nichts in der Presse lesen. Eine kleine Gruppe von GRÜNEN und Atomkraftgegnern (u.a. Hermann Brendieck, Wilfried Porwol, Thomas Velten) beschloss daher, die Sache öffentlich zu machen. Die Einnahme von Jod erschienen ihnen aufgrund der Nähe (12 km Luftlinie) zum AKW Kalkar absurd – eine rechtzeitige Verteilung wäre unmöglich. Zum anderen wäre angesichts einer Explosion in Kalkar die Verstrahlung der Schilddrüse wahrschein nur ein "kleineres" Problem gewesen. Mit Hilfe eines satirschen Flugblattes in hoher Auflage (bezahlt vom GRÜNEM Landesverband) macht man damals auf die geplante Jod-Verteilung aufmerksam. Gleichzeitig lancierte man die Pläne zum "Katastrophenschutz" an die Presse. Man kann nun über die Boulevardpresse sagen was man will, aber erst nach einem groß aufgemachten Artikel in der "BILD" berichteten dann zaghaft auch die örtlichen Medien. Wobei im Mittelpunkt weniger die Risiken der Atomenergie standen als die Frage der Strafwürdigkeit, da ja die AKW-Gegener ungefragt den Briefkopf des Kreises verwendet hatten… Informationspolitik des Kreises Kleve hat sich verbessert Was man als positives Fazit in der politischen Entwicklung sehen darf: Die Informationspolitik des Kreises Kleve hat sich gebessert! Der Kreis redet heute offener über mögliche Gefahren der Atomenergie. Risiken werden nicht mehr geleugnet. Der Bürger wird nicht mehr als unmündig angesehen. Das ist sicherlich dem großen Wandel geschuldet, der sich in den letzten Jahren vollzogen hat. Dank der unermüdlichen Aufklärungsarbeit der Bürger. Und den atomaren Katastrophen, die sich den Bürgern ins Gedächtnis eingebrannt haben und schließlich auch die Regierung Merkel bewog, aus der Atomenergie in Deutschland auszusteigen – was die rot-grüne Regierung Schöder-Fischer Jahre vorher ja schon wesentlich eleganter und weniger kostenträchtig geplant hatte. Auf einen ganz proktischen Grund möchte ich noch hinweisen. Wenn die Bevölkerung angemessen reagieren soll bei einem möglichen Atom-GAU, dann gehört dazu auch eine gewisse langfristige Aufklärung der Bürger. Nur wer vorher in seinem Kopf durchgespielt hat, wie er sich im Ernstfall verhalten soll, kann kopfloses Verhalten und Panik vermeiden. Ist es ratsam, zu fliehen oder zu bleiben? Wenn ja, welche Ausfallstraßen sollen genommen werden? Welche persönlichen Wertsachen und Papiere, Lebensmittel, Kleidung usw. sollen mitgenommen werden? Wie erfolgt die Regelung des Verkehrs? Wo gibt es Notquartiere? Fragen über Fragen. Nicht alle Antworten müssen in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Das stößt auch an rechtliche Grenzen, wie der Landrat in seinem Schreiben vom 27.12.2017 betont. Aber eine grundlegende Offenheit und Information schafft Vertrauen und Zuversicht! ______________________________________________________________________________________________________ Info Schreiben des Landrates zum Katastrophenschutz vom 27.12.2017 Satirisches Flugblatt zur Verteilung von Jod-Tabletten aus dem Jahre 1985
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