Besuch des Biomassekraftwerks in Goch

Goch. Umweltfreundliche Energiegewinnung,
nachhaltig und CO2-neutral:

Bärbel Höhn, frühere NRW-Umweltministerin und
Ausschussvorsitzende im Bundestag, besichtigte
mit Grünen aus dem Kreis das Biomassekraftwerk.
Von Anja Settnik:
Allzu häufig bedeutet Bioenergie am Niederrhein Biogas. Und das wird
meist mit dem ökologisch umstrittenen Anbau von Mais-Monokulturen
in Verbindung gebracht. Aber klimafreundlich Energie produzieren geht
auch anders: Das Gocher Biomasse-Heizkraftwerk wird ausschließlich
mit geschreddertem Abfallholz betrieben, das bei der Landschaftspflege
anfällt. Die Anlage der GBE Gocher Bioenergie GmbH besuchte jetzt eine
Gruppe Grüne aus dem Kreis, die eine prominente Parteifreundin bei sich
hatten: Bärbel Höhn, Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag
und frühere NRW-Umweltministerin. Die ab heute 65-Jährige will sich
demnächst aus der Politik zurückziehen, kam aber auf ihrer Wahlkampf-
Abschiedstour gerne noch mal nach Goch.
Anton van den Boom, Mitglied der GBE-Geschäftsführung und zugleich
Gesellschafter von Nähr-Engel (er leitete das Unternehmen
jahrzehntelang), führte die Gruppe gerne herum. Die Kommunalpolitiker
aus Goch, Kleve, Kalkar, Kevelaer und Wachtendonk ließen sich kurz in
die Geschichte des Projekts einführen, das einige Anfangsprobleme zu
überstehen hatte. Der erste Anlauf scheiterte, weil der avisierte
Holzlieferant absprang, dann sollte das RWE mit ins Boot, zog sich aber
auch wieder zurück, weil ihm die Rendite zu gering schien. In den
Stadtwerken Goch wurde ein Partner gefunden, der wie Nähr-Engel auch
zehn Prozent der Investitionssumme (je 3,7 Millionen Euro) aufbrachte.
Die „restlichen“ 80 Prozent des 37-Millionen-Investments übernahm die
Köhler Renewable Energy GmbH.
Kunde ist Nähr-Engel, das für die Herstellung seiner Kartoffelprodukte
den Prozessdampf benötigt, außerdem wird der hergestellte Strom ins
öffentliche Netz eingespeist, wofür es eine vergütung nach dem
Erneuerbare-Energien-Gesetz gibt. 43.800 Megawattstunden Strom
dürfen pro Jahr eingebracht werden. So viel, dass damit die komplette
Stadt Goch versorgt werden könnte. „Gäbe es mal einen ,worst case‘ wie
vor Jahren im Münsterland, als die Stromleitungen unter der Schneelast
zusammenbrachen, könnte unser Kraftwerk genügend Strom für alle
Haushalte liefern“, erklärte van den Boom.
Das ist natürlich graue Theorie, aber für die Grünen ein Hinweis darauf,
wie sinnvoll regenerative, CO2-neutrale Energien einzusetzen sind. 18
Cent bekommt die Gesellschaft pro Kilowattstunde. Das ist relativ viel,
„aber das bekommen wir nur, wenn wir ausschließlich
Landschaftspflege-Holz verbrennen“, so van den Boom. Dieses
„schlechteste Holz“, für andere Verwertung also kaum zu gebrauchen, sei
so massenhaft vorhanden, dass landesweit zehn solcher Anlagen
betrieben werden könnten.
100.000 Tonnen Dampf pro Jahr benötigt Nähr-Engel, um zu verarbeiten,
was täglich 18 Lkw abliefern: Kartoffeln von etwa 2000 Hektar Fläche.
Landwirte aus dem ganzen Kreis Kleve haben in Nähr-Engel einen
sicheren Abnehmer ihrer Feldfrüchte, und auch die Holzschnitze
kommen aus der Region (auch aus den Niederlanden). „Das Werk bedingt
also direkt und mittelbar auch eine Menge Arbeitsplätze: 15 direkt im
Betrieb, dazu zahlreiche Landwirte“, freut sich Bärbel Höhn. Etwa 400
Leute sollen dadurch beschäftigt sein. Gerne hörten die Grünen auch,
dass das Bio-zertifizierte Unternehmen Ideen für die weitere Verwertung
der Rest-Asche hat. Die enthält nämlich Phosphat, das (nicht gerade am
Niederrhein) zu wertvollem Dünger werden könnte. Gut kam auch an,
dass für Nähr-Engel nicht hochwertiges Trinkwasser, sondern
Brunnenwasser aus dem alten Pfalzdorfer Wasserwerk genutzt wird.
Und wenn nach der Aufbereitung aus dem Dampf wieder kaltes Wasser
geworden ist, muss das nicht noch mal durchs Klärwerk, sondern darf
über einen Regenwasserkanal gleich in die Niers geleitet werden. „Das ist
ein Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit“, befand Höhn.
Quelle: RP
Goch: Kreis-Grüne besuchen Gochs ,Kraftwerk‘ http://www.rp-online.de/nrw/staedte/goch/kreis-gruene-besuchen-goch…