Grenzüberschreitende Bahnlinie: Nur 26 km fehlen bis Nijmegen

Die Verbindung Kleve-Nimwegen mit einer Tram auf Schienen ist realistischer denn je. Leenders hielt Vortrag in Brüssel.


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Es geht um 26 Kilometer, um 30 Millionen Euro und 2000 Fahrgäste täglich.
Eine Schienenverbindung zwischen Kleve und Nimwegen sei realistischer denn je, meint Dr. Artur Leenders, Vize-Bürgermeister in Kleve. Der Grüne hielt vorige Woche in Brüssel bei einem europäischen Kongress der Grünen im Europaparlament einen englischsprachigen Vortrag über dieses Stückchen „missing links“ – fehlende Verbindungen. Namhafte Experten und der Ratspräsident hätten sich nach dem Power-Point-Vortrag „auf uns gestürzt“, freut sich Leenders. Denn diese Route sei die am wahrscheinlichsten umsetzbare.

Irgendwo zwischen Schottland und Bulgarien

Eva Lichtenberger, Grüne Europaabgeordnete, hatte das Thema gesetzt. Sie lud Artur Leenders für Kleve, Wouter Witteveen für Nijmegen und Fer Vrijmoet für Groesbeek ein. Jeder schilderte seine Sicht der Schiene.
Der deutsche Bahn-Experte Prof. Dr. Heiner Monheim zeigte auf, dass nach dem 1. Weltkrieg ganz selbstverständlich grenzüberschreitende Bahnstrecken bestanden, sich aber seit 1991 die Politik änderte: Europäische Gelder fließen nur noch in den Ausbau von Haupt-„Arterien“.

„Deshalb auch der Ausbau Stuttgart 21“, vergleicht Leenders. „Wegen der Strecke Paris-Bratislava. Wir müssten was erfinden, warum die Strecke Edinburgh-Sofia wichtig ist“. Denn irgendwo zwischen Schottland und Bulgarien liegen Kleve und Nimwegen. Erst wenn diese Streckenverbindung von europäischer Bedeutung wäre, würden Gelder aus dem Topf „TEN-T“ (Transeuropäisches Verkehrsnetz) für einen Schnellstreckenausbau per Schiene fließen. Allerdings rauschten dann auch Intercitys durch Kleve – das will Leenders gar nicht.

Eisenbahn und Straßenbahn

Was ihm vorschwebt und was machbar wäre: Fünf Kilometer als Straßenbahn, dann ein Stück als klassische Eisenbahn, wieder fünf Kilometer Straßenbahn mitten durch Groesbeek, weiter auf Schiene, bis nach Nimwegen, dort als Straßenbahn zum Bahnhof. „Es ist kein Problem, in Kleve Schienen in den Hokovit-Parkplatz zu legen“, dort, wo es früher auch Gleise gab, sagt Leenders.
Auch Groesbeeks Bedenken gegen einen Zug mitten in der Stadt wären ausgeräumt. Die Straßenbahn hätte nach Leenders‘ Wunsch sechs Haltestellen: Kleve-Bahnhof, Kurhaus, Kranenburg, Groesbeek, Nijmegen-Heijdendaal mit Universität und Radboud-Krankenhaus, Nijmegen-Bahnhof.

Neben einem etwa stündlichen grenzüberschreitenden Fahrplan könnten auf deutscher Seite dazwischen zusätzlich Nütterden, Donsbrüggen, Kranenburg angefahren werden – ein Ausweichgleis wäre am Bahnhof Kleve gegeben – in Nimwegen gäbe es die Verbindung Bahnhof-Heijdendaal-Uni.

Kosten

Unverändert auf 31 Millionen Euro schätzen verschiedene Gutachten seit Jahren die Kosten – 1998 (Röhr-AGV-Gutachten), eines aus 2005 (CVAV), die „Rood 8“-Verflechtungsstudie 2007 und die Sintropher-Studie, die von „nachhaltiger Verkehrsplanung für periphere Regionen in Nordwest-Europa“ handelt. Für Kleve-Nimwegen sind 2000 Kunden täglich errechnet. Zum Bedarf führt Leenders den Vergleich mit Enschede-Gronau an: Eine Busstrecke dort hatte 150 Fahrgäste täglich. Als man dennoch eine Schienenstrecke ausbaute, explodierten die Nutzerzahlen: 1200 pro Tag.

Es fehlt nur das Geld

Die Tram-Strecke könnte betrieben werden entweder von den Gemeinden oder den Nederlandse Spoorwegen oder der Nordwest-Bahn oder der NIAG, so Kleves Vize-Bürgermeister. In Brüssel lernte das niederrheinische Vortrags-Trio übrigens einen Engländer kennen, dessen Firma europaweit solche Pläne realisiert, inklusive Konzept und internationalen Behördengängen. Eine Überlegung wert, die Kommunen von dieser Aufgabe zu entlasten… Was fehlt, sind „nur“ Gelder der Euregio sowie von Nordrhein-Westfalen und der niederländischen Provincie Gelderland. Die Klever Grünen planen eine öffentliche Informations-Veranstaltung zum Thema.
Astrid Hoyer-Holderberg, NRZ vom 03.02.2012 – Der Westen online 02.02.2012

Info-Material

Hier finden Sie den Power-Point-Vortrag von Artur Leenders.