Einspruch gegen Atomkraftwerk Borssele II in Vlissingen

In der Nähe des bekannten Badeortes Vlissingen an der niederländischen Küste soll ein neues Atomkraftwerk gebaut werden. Bei einem Unfall wäre bei Westwind der radioaktive Fallout in 2,5 Stunden da. Die Grünen bieten ein Muster für einen Einspruch an.

Bei Westwind ist der radiaktive Fallout in 2,5 Stunden da:
Das AKW Borssele I – Foto Taco Witte – Wikipedia Commons

Was geht ab in der Energiepolitik?

In Deutschland ist der Atomausstieg nun zwar parteiübergreifend beschlossen, aber der zweite Teil der Energiewende stockt infolge der katastrophalen Energiepolitik der schwarz-gelben Bundesregierung, die den Photovoltaikausbau faktisch beenden will und eine zielgerichtete Energieeffizienzpolitik auf europäischer Ebene aktiv verhindert – um nur zwei Beispiele zu nennen.
 
Auch auf EU-Ebene sieht es insgesamt leider auch nicht besser aus: In seinem Energiefahrplan 2050 EU-Energiekommissar Oettinger rechnet die Potentiale für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz klein und will neben Kohle-CCS auch bis 40 neue Atomkraftwerke in Europa.
 
Eines dieser geplanten Neubauprojekte ist Borssele 2 bei Vlissingen auf Zuid-Beveland in der niederländischen Provinz Zeeland. Dort wird direkt an der Küste, keine 200 Kilometer von NRW entfernt unter Beteiligung von RWE neben dem seit 1973 in Betrieb befindlichen, einzigen niederländischen Atomkraftwerke Borssele 1 eine zweite Anlage geplant.

Einspruch gegen AKW Borssele bis 12. Januar 2011

Derzeit läuft bis zum 12. Januar 2012 die Einwendungsfrist gegen die AKW-Neubaupläne bei der niederländischen Regierung. Nach den europäischen Verträgen können auch BürgerInnen der Nachbarstaaten Einwendungen gegen ein solches Projekt machen. Anbei findet sich eine Mustereinwendung, die selbstverständlich in jeder Weise verändert und z. B. um persönliche Aspekte ergänzt werden kann. Die Einwendung kann in deutscher Sprache gemacht werden, muss (!) aber per Briefpost an die genannte Adresse in den Niederlangen geschickt werden (eMail und Fax sind nicht zulässig).
 
Zeeland ist eine Region, in der sehr viele Deutsche Urlaub machen und in der der Tourismus ein großer Wirtschaftsfaktor ist. Wer in Zeeland schon mal Urlaub gemacht hat und/oder überlegt das in Zukunft zu tun, sollte in der Einwendung durchaus darlegen, welcher Imageschaden die Planung eines neuen Atomkraftwerks für die Region bedeutet.
 
Vielleicht nutzt der eine oder die andere die etwas ruhigeren Weihnachtstage und investiert eine Briefmarke und einen Gang zum nächsten Postkasten für die Möglichkeit zur Einwendung gegen die Planungen für Borssele 2 im Sinne eines europaweiten Atomausstiegs.
 
Weitere Informationen unter: 
http://www.umwelt.nrw.de/ministerium/presse/presse_aktuell/presse111202.php
 
http://www.atomausstieg-selber-machen.de/atomkonzerne/rwe/atomkraftwerke.html
 
http://www.strahlendzeeland.de/
 http://www.contratom.de/2011/12/05/einspruche-gegen-neues-akw-in-holland-moglich/

Öffentliche Bekanntmachung

Hier finden Sie die Öffentliche Bekanntmachung für das AKW Borssele in deutscher Sprache

 

Muster für einen Einspruch

als pdf-dokument 


Muster für einen Enspruch

Name, Adresse

 

 

 

Bureau Energieprojecten
Inspraakpunt Tweede kerncentrale Borssele
Postbus 223
NL – 2250 AE Voorschoten

 
 (Datum)

  

Geplanter Bau eines neuen Atomkraftwerkes in Borssele

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
Hiermit erhebe ich Einspruch gegen den beantragten Bau des 2. Atomkraftwerks in Borssele.
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich in einem parteiübergreifenden Konsens entschieden, aus der Atomkraft auszusteigen. Auch Belgien und Schweiz werden die Nutzung der Atomkraft beenden. Andere Staaten wie Italien wollen gar nicht in die Nutzung der Atomkraft einsteigen oder haben zumindest keine Ausbaupläne. Atomkraftwerke haben keine Zukunft.
Ich erwarte daher auch von den Niederlanden, Atomkraftwerke abzuschalten und erst recht keine neuen Atomkraftwerke zu bauen. Die Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben gezeigt, dass die Atomkraft eine nicht verantwortbare Technologie ist. Hinzu kommt die weltweit nach wie vor ungelöste Endlagerfrage. Wir hinterlassen in einer historisch betrachtet sehr kurzen Phase der Atomkraftnutzung unseren Nachkommen für tausende Generationen hochradioaktiven Müll mit all seinen Problemen und Risiken.
Die Ressourcen an spaltbarem Material sind genau so begrenzt wie die Vorräte an Öl und Gas, und verstärken aufgrund ihrer Vorkommen die Importabhängigkeit Europas. Atomkraft ist auch in dieser Hinsicht kein Beitrag zu einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung.
Hinzu kommt, dass – wie die aktuellen Erfahrungen aus Finnland bestätigen – der Neubau von Atomkraftwerken nicht wirtschaftlich ist und am Ende nur durch erhebliche staatliche Subventionen möglich ist.

Zur Begründung im Einzelnen:

1.    Meine Grundrechte auf körperliche Unversehrtheit, Leben und Eigentum sind durch die Pläne zum Bau des AKW Borssele 2 gefährdet. Umweltverträglichkeit und Genehmigungsfähigkeit sind nicht gegeben. Atomenergie ist, ausweislich der endlosen Pannenserien von Three Mile Island über Forsmark, Tricastin, Stade, Krümmel und viele anderen bis hin zu den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima, unbeherrschbar und nicht mit dem durch den EU-Vertrag und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantierten Schutz der Bevölkerung vereinbar.
 2.    Da ich mit meiner Familie in Kleve und damit nur170 Kilometer von Borssele entfernt wohne, können radioaktive Stoffe von Borssele über den Luftweg bis hin zu unserem Wohnsitz gelangen, sowie in unsere Atemluft und in die Nahrung.
 3.    Ich befürchte Verseuchung und Verstrahlung durch Leckagen, Störfälle und Erdbeben, wie sie auch in anderen AKW weltweit eingetreten sind. Das AKW Borssele 2 würde eine zusätzliche Produktion und Lagerung von Atommüll verursachen und noch mehr Uran- und Atommülltransporte erfordern. Das Risiko von Transportunfällen und Flugzeugabstürzen nimmt zu, zumal Borssele in einem dicht genutzten Flugkorridor liegt; der radioaktive Fallout würde gerade angesichts der vorwiegenden Westwindlagen auch meinen Heimatort  kleve erreichen.
 4.    Der Standort von Borssele 2 direkt an der Küste auf Höhe des Meeresspiel ist hochrisikoreich wie die Katastrophe von Fukushima vor Augen führt. Wahrscheinlich weniger ein Tsunami, dafür aber die Gefahr schwerer Sturmfluten, wie es sie an der Nordesseküste immer wieder gegeben hat, bedrohen die Sicherheit eines Atomkraftwerks. Mit einem durch den Klimawandel ansteigenden Meeresspiegel und zunehmendem Extremwetterlagen erhöht sich diese Gefahr noch weiter. Dass technische Sicherheitsvorrichtungen selbst in einer hochentwickelten Industrienation wie Japan am Ende immer begrenzt sind, zeigt Fukushima.
 5.    Radioaktivität (Strahlung / Partikel) und z. B. tritiumhaltige Abwässer aus Borssele gefährden in der Nähe der Anlage und weiter entfernt Mensch und Natur. Bereits im sogenannten Normalbetrieb des AKW Borssele 2 würde Radioaktivität frei. In Deutschland dokumentierte 2007 eine Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz vermehrt Leukämiefälle bei Kleinkindern in AKW-Nähe. Die Ergebnisse der Studie müssen im Zusammenhang mit dem geplanten AKW Borssele 2 berücksichtigt werden.
 6.    Bau und Betrieb des AKW Borssele 2 würden den lebensfeindlichen Uranabbau vermehren, und die Abhängigkeit der Niederlande von Uran-Importen erhöhen.
 7.    Eine militärische Nutzung von Atombrennstoff und Atommüll der Reaktoren in Borssele kann grundsätzlich ebenso wenig ausgeschlossen werden wie Atomspionage. Das Risiko von Anschlägen sowie dem Diebstahl von radioaktivem Material durch Extremisten nimmt zu.
 8.    Es wird kein ein Endlager geben, in dem der Atommüll, der im Reaktor Borssele 2 anfallen würde, wirklich sicher gelagert werden kann. Die negativen Erfahrungen der deutschen Endlagerprojekte Asse und Gorleben sind im Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen. Auch in den Niederlanden ist mir kein sicheres Endlager für Atommüll bekannt.
 9.    Die niederländische Provinz Zeeland ist eine stark von Tourismus geprägte Region. Auch ich habe dort bereits Urlaub gemacht. Für mich ist fraglich, ob ich Zeeland auch in Zukunft noch einmal als Urlaubsziel wähle, wenn die AKW-Neubaupläne tatsächlich realisiert werden.
 Ich behalte mir vor, diesen Einspruch näher zu erläutern und zu ergänzen und beantrage kostenlos und laufend persönlich über den Stand des Verfahrens informiert zu werden.
 In Erwartung Ihrer Stellungnahme verbleibe ich

(Unterschrift)

 

Achtung:

Obiges Muster kopieren und mit eigener Adresse und möglichen Ergänzungen an obige Adresse schicken.

Bitte unbedingt per Briefpost an die genannte Adresse in den Niederlangen schicken (eMail und Fax sind nicht zulässig).