„Die Kuh ist kein Klimakiller“

Dr. Anita Idel plädierte für mehr Weidehaltung und weniger Kraftfutter und weniger Stickstoffdünger auf den Feldern. Die Refrentin war Mitverfasserin des Weltagrarberichts. Die Grünen hatten zu einer Diskussion nach Haus Riswick geladen.

Kühe rülpsen zwar klimaschädliches Methan: „Aber das ist nicht das Problem", sagt Anita Idel  – Foto: Thorsten Lindekamp, NRZ


Kleve. „Es kann wohl nie­mand erwarten, dass die Land­wirte unter diesen Bedingun­gen ihre Produktion ändern werden." Realistisch ist sie, die Autorin Dr. Anita Idel. Aber vielleicht regte ihr Vortrag im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick am Mittwoch­abend ja doch den ein oder an­deren Landwirt zum Nach­denken an, im Rahmen seiner Möglichkeiten den Einsatz von energiereichen Kraftfutter und synthetischen Stickstoff­düngern zu verringern. Die Grünen hatten zu dieser Dis­kussion eingeladen.

Stickstoffdünger belasten die Böden

Ihre Zahlen sind beeindru­ckend. Anita Adel legt da, dass es seit den 60er Jahren eine Verachtfachung des Stickstoff­düngers in Deutschland gege­ben habe und dies eindeutig zu lasten unserer Gewässerquali­tät gehe. „Mit Abstand steht die Nitratbelastung an der Spitze unserer Grundwasser­probleme", sagt Adel. Weit vor den Pestiziden. Erst durch den Einsatz der Stickstoffdünger sei es möglich billig Futtermit­tel zu produzieren, um damit weltweit 1,48 Milliarden Kühe zu ernähren.
Und ein anderes Problem gehe mit den  Futtermitteln einher: „Zweidrittel der in der EU verwendeten energierei­chen Futtermittel stammen aus Südamerika", so Adel. Und dies gehe eindeutig zu las­ten wertvoller Böden.

Sackgasse: Intensivierung der Landwirtschaft

Ihr Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller" beschäftigt sich auch mit dem Ausstoß klima­schädlicher Gase in der Landwirtschaft. Zwar es richtig, dass Kühe Methan rülpsen, dies aber eigentlich nicht das Problem sei: „Kühe und Bi­sons hat es schon immer gege­ben. Die Übermengen führen zu einem Problem", sagt die Autorin. Ihr Credo: Die Land­wirtschaft muss wieder zurück zur Extensivierung.

Die intensive Viehhaltung führe lang­fristig in die Sackgasse und be­laste das wertvollste Gut: „Unseren Boden". „Nicht um­sonst nennen wir unseren Pla­neten „Erde", denn die Erde unterscheidet uns von ande­ren Planeten", bemerkt Adel. Die aktuelle Tendenz gehe aber eher in die entgegengesetzte Richtung: Größere land­wirtschaftliche Betriebe, mit noch größeren Viehherden. Bereits heute stammen 95 Pro­zent des Ammoniaks über Europa aus der Landwirt­schaft, ebenso verhalte es sich mit dem sehr klimaschädli­chen Lachgas: 75 Prozent ist der Viehhaltung geschuldet.
 
Andreas Gebbink, NRZ vom 16.06.2011