Bericht von der Mahnwache in Kleve am 19.03.2011

Rund 250 Teilnehmer strömten am Samstag Mittag in de Klever Innenstadt zusammen, um der Opfer der Umweltkatastrophe in Japan zu gedenken. Mehr ..


Aufmacher im Klever Wochenblatt – Sonntag 20.03.2012

250 Teilnehmer versammelten sich auf dem Fischmarkt – Foto: Thomas Velten

Weitere Fotos zur Demo am 19.03.2011

Zu einer Mahnwache mit anschließender Kundgebung zur Natur- und Reaktorkatastrophe in Japan hatten die Grünen für Samstag 12 Uhr in die Klever Innenstadt eingeladen.
Vertreter aller Parteien waren der Einladung gefolgt. Gebannt lauschten die Zuhörer an der Gedenkveranstaltung den Worten der RednerInnen.

Unter Moderation von  Dr. Hedwig Meyer-Wilmes, Ratsmitglied der Grünen, sprachen folgende Personen:

1.    Wilhelm Lascho, ehemaliger Schulleiter eines Gymnasiums und engagierter
       Christ
2.    Dr. Veronica Vasterling/Elisabeth Spaan, Philosophinnen an der Radboud-
       Universität Nijmegen und Einwohnerinnen Kleves
3.    Oskar Greven, evangelischer Pfarrer und Mitglied von „Buren zonder
       grenzen“
4.    Barbara Hendricks, Bundestagsabgeordnete
5.    Veronika Milly, Bürgerin Kleves
6.    Martin Püschel, Student und Yvonne Stalder, Schülerin
7.    Josef Gietemann, stv. Bürgermeister der Stadt Kleve
8.    Willibald Kunisch, Grüner aus Kalkar, als Nachfolger von Josef Maas Kläger
       gegen den schnellen Brüter

Dr. Hedwig Meyer-Wilmes moderierte die Gedenkveranstaltung

Wir dokumentieren hier den Redebeitrag von Dr. Hedwig-Wilmes,  Religionspädagogin am Berufskolleg Kleve und grünem Ratsmitglied aus Kleve.

Liebe KleverInnen,

lassen Sie uns einen Moment innehalten.

Fremd sind uns die Japaner, fremd ist uns ihre Sprache, ihre Kultur. Fremd ist uns ihre Selbstbeherrschung und ihre Disziplin.

Doch es gibt einen Grad des Leidens, der allen Menschen gleich ist. Dieser Grad ist in Japan nicht nur erreicht, sondern überschritten.

Vom Beben erschüttert, von der Welle heimgesucht, von tödlichen Strahlen bedroht. Jeder von uns kann sich ausmalen, was das bedeutet.

In der NRZ sehen wir Bilder von Menschen in Schlammlandschaften, die ihre letzten Habseligkeiten in einer Plastiktüte gesammelt haben und vor Erdebeben und Tsunamie auf der Flucht sind. Im Fernsehen sehen wir Menschen in überfüllten kalten Lagerhallen. Sie vermissen ihre Angehörigen und es ist niemand da, an wen sie sich wenden können. Sechs  Satellitentelefone für 50.000 Menschen sind der einzige Kontakt zur Außenwelt. Sie haben Durst und Hunger und Angst vor dem Geigerzähler. In der RP sehen wir ein Bild mit einer barfüssigen Frau, die auf Trümmern sitzt und weint, weil ihr im buchstäblichen Sinne nichts mehr geblieben ist, keine Familie, kein Haus, nur die Oberbekleidung. Diese Bilder muss uns niemand übersetzen, so weit reicht unsere Nächstenliebe.

Wir wollen in dieser Situation, die von Ohnmacht und Erstarrung gekennzeichnet ist, unseren persönlichen Eindrücken angesichts dieser Katastrophe Raum geben und dazu haben wir Menschen aus Organisation, unterschiedlichen Parteien und unterschiedlichen Alters eingeladen:

Es hieß: Unsere Atomkraftwerke sind sicher!
              Naturkatastrophen bändigen wir mit Technik!
              Sicherheit geht vor Wirtschaftlichkeit!
              Atomausstieg ist schlecht, Laufzeitverlängerung gut!

Das Leid der Menschen in Japan und der GAU von Fukushima stellt all dies in Frage. Im Namen dieser Menschen fordern wir ein 11. Gebot: an die Bundesregierung gewandt: Ihr sollt nicht pokern! Und an uns gewandt: Du sollst nicht gleichgültig sein! Denn Gleichgültigkeit angesichts einer Technik, die wir nicht durchschauen, macht uns starr und ohnmächtig. Daran zerbricht jede Nächstenliebe und Solidarität. Lassen wir das nicht zu!
Weitere Berichte folgen.

Fotogalerie zur Demo am 19.03.2011