Macht uns Geld wirklich glücklich?

Der grüne Ratsherr und Psychologe Michael Bay wurde vom Kurier am Sonntag zu essentiellen Fragen des Lebens befragt. Sein Fazit: Geld sichert nur den Status ab.

Macht Geld glücklich? Ja, aber nur bis zu einem Jahres¬nettoeinkommen von 60.000 Euro, sagen US-Forscher. Wer mehr hat, dem geht es nicht besser. „Alles Unsinn", sagt dagegen der Diplom-Psycho¬loge und Psychotherapeut Michael Bay aus Kleve.

Der Psychologe ist der Ansicht, dass Geld in erster Linie dazu dient, den gesellschaftlichen Status abzusichern. „Es ist ein Mittel gegen Angst", erklärt Bay. „Aber die Grundlage für Glück ist die innere Beziehung zu anderen Menschen. Liebe, Vertrauen, Hingabe – das macht uns wirklich glücklich."
Der Psychologe sieht aber gerade die Beziehungen der Menschen unter einnander in unserer Gesellschaft zerrüttet. Bay: „Wir reden ja schon nicht mehr von Eheleuten oder Partnern, sondern von Lebensabschnittsgefährten. Ein schreckliches Wort. Aber typisch für eine narzisstische Gesellschaft, in der sich alles nur darum dreht, was man selbst will und in der andere Menschen nur dazu dienen die Selbstverliebtheit zu befriedigen."

Nach Bay hilft Geld, eine Kulisse aufzubauen, die einen Status signalisiert. Das geht mit Autos, Reisen, Häusern, aber auch mit Menschen. „Man kann das bei einigen Paaren sicher unterstellen, z.B. wenn ein 18-jähriges Fotomodell einen 40-jährigen Ex-Fußballer heiratet. Da gibt es eine Übereinkunft zwischen beiden. Sie erlangt einen neuen sozialen und finanziellen Status und er kann sich mit einer jungen Frau schmücken, was Vitalität signalisiert. Das Geld macht das möglich. Aber glücklich wird dabei sicher keiner von beiden."

Und wie sieht der Psychologe sich selbst – glücklich? „Ich bin glücklich, wenn ich mit meiner Familie oder Freunden ein gutes Essen teile. Oder wenn ich sehe, wie eine Mutter mit ihrem Kind spielt und beide vor Freude und Liebe zu einander lachen."

Quelle: Kurier am Sonntag, 26.10.2010  Foto. Velten