Grüne unterstützen Milchbauern

 
 
Grüne unterstützen Milchbauern
KLEVE-REICHSWALDE. Und jetzt wählen die Landwirte auf einmal alle grün? Wenn man Karl-Josef Vermöhlen eine Weile zuhört, könnte man meinen, dass kein Blatt Papier zwischen den Positionen der Landwirte und denen der Grünen passt. Die aktuell niedrigen Milchpreise lassen deren Vertreter enger zusammenrücken und machen deutlich, dass es innerhalb der Landwirtschaftsverbände mächtig brodelt. Karl-Josef Vermöhlen, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Milchbauern (DBM) aus Sonsbeck, und Bauer Elmar Hannen aus Reichswalde machten gestern gemeinsam mit den Grünen-Politikern Johannes Remmel und Michael Bay auf die „katastrophale Situation“ des Milchmarktes aufmerksam.Lage der Bauern kritisch

Auch gut ein Jahr nach dem aufsehenerregenden Streik der Milchbauern ist die Lage unverändert kritisch. „Wir bekommen zurzeit 26 bis 27 Cent für einen Liter Milch“, sagt Landwirt Elmar Hannen. Und das sei viel zu wenig, um davon zu leben. „Die Produktionskosten liegen gut zehn Cent höher. Wir können nur überleben, weil wir unsere Familien ausbeuten, weil Opa und Oma mitarbeiten“, sagt Hannen.

Schuld an der jetzigen Misere hätten die Politik und auch die eigenen Standesvertreter: „Der Bauernverband vertritt nicht mehr die Positionen der Bauern. Das ist ein Skandal“, wetterte Karl-Josef Vermöhlen. Er weiß, dass viele Landwirte unzufrieden sind über den autoritären Führungsstil des Bauernverbandes.

Kampf um die Milchquote

Konkret geht es um die schrittweise Aufhebung der Milchquote. Sie regelt, welche Milchmengen ein Landwirt produzieren darf. Die Europäische Union möchte die Quote bis 2013 aufheben. „Was zur Folge hat, dass nur noch die großen Betriebe überleben können“, sagt Vermöhlen. Das Problem zurzeit sei: „Die Quoten werden gehandelt. Das ist ja grundsätzlich auch gut so. Aber es gibt eine so genannte Saldierung: Betriebe, die über die Quote produzieren, werden verrechnet mit Betrieben, welche ihre Quote nicht erreichen. So wird die Überproduktion großer Betriebe zu Lasten der kleineren Betriebe belohnt“, sagt Vermöhlen. Die Saldierung müsse gestoppt werden.

Kleinere Milchviehbetriebe sterben

„Abartig“ nennt der Milchbauernvertreter den Umstand, dass überschüssige Milch in Dritte Welt Länder exportiert werde, mit Geld des Steuerzahlers. „Da machen wir dann auch die Milchmärkte kaputt, und geben anschließend noch Entwicklungshilfe. Das ist doch krank.“

Der Bund deutscher Milchbauern fordert eine flexible Milchmengensteuerung, damit auch kleinere Betriebe wirtschaften können. Die jetzige Praxis werde dazu führen, dass die Milchviehbetriebe rasch aussterben und nur noch große Betriebe überleben können. „Dies führt zu einer Konzentration auf der Anbieterseite und die wenigen Molkereien werden sich auch weiter konzentrieren. Dann erleben wir ein klassisches Monopol zu Lasten des Verbrauchers“, sagt Vermöhlen. „Es ist Wahnsinn, was gerade passiert.“

Bauernverband wiegelt ab

Eine ganz andere Meinung hat der Bauernverband. Kreislandwirt Josef Peters hält die Abschaffung der Milchquote für richtig: „Wer gegen die Abschaffung ist, hat Angst vor der eigenen Zukunft“, so Peters. „Ich möchte meinen Kollegen doch nicht vorschreiben, wie viel sie produzieren sollen.“ Peters findet deutliche Worte: „Das Höfesterben wird weitergehen. Die Milchbauern müssen verstehen, dass der Staat sie nicht länger an die Hand nimmt.“ Wer seine Produktionskapazitäten nicht voll ausschöpfen könne, der werde eben vom Markt verdrängt. Peters weiß, dass nicht jeder Landwirt weiter investieren kann. Im BDM sieht er nur eine kleine Splittergruppe.

Quelle: Andreas Gebbing, Fotos Ron Franke, NRZ vom 09.02.2009

 

Als Ergänzung zu diesem NRZ-Bericht schreibt Hermann Brendieck, Mitglied des Kreisvorstandes der Grünen:

Der Kreis Kleve ist einer der Milchvieh-reichsten Kreise Deutschlands. Mehr als 600 meist noch familiengeführte Milchviehbetriebe prägen ganz wesentlich das Erscheinungsbild des Kreises und bieten sinnvolle Arbeitsplätze. Der Milchpreis ist derzeit unauskömmlich, da zuviel Milch produziert wird.

Jeder Milchbauer hat eine feste Quote Milch, die er liefern darf.
Aber es gibt die Möglichkeit der Saldierung auf Molkereiebene: Schöpft Bauer A seine Quote nicht aus, kann Bauer B mehr liefern.

Und es gibt die Saldierung auf Bundesebene: Schöpft Molkerei A ihre Quote nicht aus, kann Molkerei B mehr liefern.

Dadurch wird die Milchmenge am Markt künstlich hoch gehalten.

Wir Grünen unterstützen den Bund Deutscher Milchbauern bei der Forderung nach Abschaffung der Saldierung.

Die EG hat beschlossen, die Quotenregelung 2015 auslaufen zu lassen und bis dahin ab 2010 die Milchmenge jährlich um 1% aufzustocken.
Das wird zu weiterem Preisverfall führen.

Wir Grünen unterstützen den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter bei der Forderung, die Quoten nicht weiter aufzustocken.